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Freitag, 29. Juli 2005
Funky Eichhörnchen
Seit einiger Zeit besucht mich ein Eichhörnchen.
Einige Äste unseres Hinterhof-Baumes sind nur Zentimeter von meinem Balkon entfernt.
Auf einem dieser Äste tummelt sich ein Eichhörnchen.
Während ich meinen Kaffee trinke, beobachtet es mich.
Und ich beobachte das Eichhörnchen.
Ich finde diese Besuche sehr nett.
Vorgestern hat mich mein neuer Freund mit kräftigen Lauten überrascht, er sang "Tschuuk Tschuuk Tschuuk".
Aber leicht zeitversetzt, rhythmischer.
Eher so:
"Tschuuuk - ä -tschuuuck - ä - tschuucktschuuk"
Gar nicht übel.
Vielleicht trinke ich ja auch zu viel.
Einige Äste unseres Hinterhof-Baumes sind nur Zentimeter von meinem Balkon entfernt.
Auf einem dieser Äste tummelt sich ein Eichhörnchen.
Während ich meinen Kaffee trinke, beobachtet es mich.
Und ich beobachte das Eichhörnchen.
Ich finde diese Besuche sehr nett.
Vorgestern hat mich mein neuer Freund mit kräftigen Lauten überrascht, er sang "Tschuuk Tschuuk Tschuuk".
Aber leicht zeitversetzt, rhythmischer.
Eher so:
"Tschuuuk - ä -tschuuuck - ä - tschuucktschuuk"
Gar nicht übel.
Vielleicht trinke ich ja auch zu viel.
Waldorff, 01:32h
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Donnerstag, 28. Juli 2005
Komboloi
heißen diese rosenkranzähnlichen Perlenschnüre, mit denen der gelernte Grieche wirbelnd und schleudernd stetig Wind erzeugt.
Die Dinger sind mir letzthin wieder aufgefallen, als eine Gruppe von Griechen in der U-Bahn mit insgesamt vier dieser Spielzeuge munter vor sich hinklackte. Als die griechische Unterhaltung lauter und leidenschaftlicher wurde, nahm auch die Komboloi-Frequenz zu. Der fünfte, unbewaffnete Grieche griff ersatzweise zu seinem Schlüsselbund, um seine Solidarität mit dem allgemeinen Schwingen zu bekunden.
"Klack-klackerdiklack-klackklackklack!!!"
"Sirr!!" "Klack!-klackerdiklack" "Sirr!"
"KlaklaklaklaklaklaKLACK!!!" "Sirr!" "Sirr!"
Versteht mich nicht falsch. Das Klacken ist ein "authentischer" Ausdruck griechischer Kultur.
Eine liebenswert sinnfreie Tradition.
Aber nach sieben Stationen wurde ich denn doch etwas aggressiv.
Die Dinger sind mir letzthin wieder aufgefallen, als eine Gruppe von Griechen in der U-Bahn mit insgesamt vier dieser Spielzeuge munter vor sich hinklackte. Als die griechische Unterhaltung lauter und leidenschaftlicher wurde, nahm auch die Komboloi-Frequenz zu. Der fünfte, unbewaffnete Grieche griff ersatzweise zu seinem Schlüsselbund, um seine Solidarität mit dem allgemeinen Schwingen zu bekunden.
"Klack-klackerdiklack-klackklackklack!!!"
"Sirr!!" "Klack!-klackerdiklack" "Sirr!"
"KlaklaklaklaklaklaKLACK!!!" "Sirr!" "Sirr!"
Versteht mich nicht falsch. Das Klacken ist ein "authentischer" Ausdruck griechischer Kultur.
Eine liebenswert sinnfreie Tradition.
Aber nach sieben Stationen wurde ich denn doch etwas aggressiv.
Waldorff, 13:11h
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Dienstag, 14. Juni 2005
"Weißt Du noch?"
"Weißt Du noch?"
Eigentlich nicht. Und mir wird immer bewußter, daß ich tatsächlich keine Jugend hatte. Zumindest keine, an die ich mich erinnern kann.
Allerdings nicht im Sinne des bekannten Sängers Falco, der ja meinte, wer sich an die 80er Jahre erinnern könne, der habe sie nicht erlebt. Von Natur aus eher Stubenhocker, dazu noch ausgesprochen schüchtern, neigte ich seit jeher dem Einzelgängertum zu. Was habe ich eigentlich getrieben in diesen Jahren? Gelesen. Vor einem Computer gesessen und hauptsächlich recht schwachsinnige Spiele gespielt. Die dann wiederum andere Jungs anzogen, die ebenfalls wenig zu lachen hatten. Bier getrunken. Rumgehangen. Spazieren gegangen. Mit meinem Kumpel A. bolzte ich nach der Schule gegen Garagenwände oder spielte mit ihm Tischtennis in seinem Elternhaus. Und das in einem Alter, in dem man sich eigentlich für andere Dinge interessieren sollte.
Das taten wir natürlich auch.
Aber auf eine ungemein verschwitzt-verklemmte Art. Zum Beispiel gab es da eine recht hübsche Nachbarin, bei der mein Freund sich als Voyeur betätigte.
Doch immer wenn ich mit meinem Tischtennisschläger den Raum unter dem Dach betrat, war die Show bereits beendet. Frustrierend. Das Leben war anderswo. Die Kondome zerbröckelten in unseren Geldbörsen. Wir philosophierten nächtelang über das Leben, ohne es jemals ausprobiert zu haben. Wir haben es noch nicht mal geschafft, zusammen wegzufahren. Er fuhr noch mit seinen Eltern in den Urlaub, ich nicht mehr. Aber alleine wollte ich auch nicht unbedingt weg. Am nähesten kamen wir unseren Zielen mit einem Radausflug an einen See. Mit Zelt. Das sollte unser Einstieg in eine neue, erwachsene Phase unseres Lebens sein. Leider war der Ausflug schnell wieder beendet. Wir wußten auf einmal nicht mehr, was wir ein ganzes Wochenende tun sollten, am Ende hätten wir tatsächlich Frauen kennengelernt, es erschien plötzlich alles so kompliziert, unwägbar und gefährlich. Ich entschied mich für Kopfschmerzen, A. stellte zeitgleich fest, daß er ein Insekt im Auge hatte. Schließlich ließen wir uns wieder abholen. Das wars dann mit der Freiheit. Wir haben später eigentlich nicht mehr über diese Episode gesprochen. Eine Wende zum Besseren trat für mich erst ein, als dieses für mich durchaus unerfreuliche Jahrzehnt sich fast schon wieder dem Ende zuneigte. A. und ich wurden Mitglieder einer total engagierten Umweltschutzgruppe. Bei den katholischen Pfadfindern.
Ich bin gar nicht katholisch. Und gemacht haben wir auch nicht viel. Aber es gab Mädchen dort. Das war Grund genug. Ich habe sogar einen Baum in einer Theateraufführung gespielt und vor lauter Aufregung meinen Text vergessen. Es war entwürdigend.
Doch immerhin - die Mädels redeten mit uns. Das war ein Anfang.
Eigentlich nicht. Und mir wird immer bewußter, daß ich tatsächlich keine Jugend hatte. Zumindest keine, an die ich mich erinnern kann.
Allerdings nicht im Sinne des bekannten Sängers Falco, der ja meinte, wer sich an die 80er Jahre erinnern könne, der habe sie nicht erlebt. Von Natur aus eher Stubenhocker, dazu noch ausgesprochen schüchtern, neigte ich seit jeher dem Einzelgängertum zu. Was habe ich eigentlich getrieben in diesen Jahren? Gelesen. Vor einem Computer gesessen und hauptsächlich recht schwachsinnige Spiele gespielt. Die dann wiederum andere Jungs anzogen, die ebenfalls wenig zu lachen hatten. Bier getrunken. Rumgehangen. Spazieren gegangen. Mit meinem Kumpel A. bolzte ich nach der Schule gegen Garagenwände oder spielte mit ihm Tischtennis in seinem Elternhaus. Und das in einem Alter, in dem man sich eigentlich für andere Dinge interessieren sollte.
Das taten wir natürlich auch.
Aber auf eine ungemein verschwitzt-verklemmte Art. Zum Beispiel gab es da eine recht hübsche Nachbarin, bei der mein Freund sich als Voyeur betätigte.
Doch immer wenn ich mit meinem Tischtennisschläger den Raum unter dem Dach betrat, war die Show bereits beendet. Frustrierend. Das Leben war anderswo. Die Kondome zerbröckelten in unseren Geldbörsen. Wir philosophierten nächtelang über das Leben, ohne es jemals ausprobiert zu haben. Wir haben es noch nicht mal geschafft, zusammen wegzufahren. Er fuhr noch mit seinen Eltern in den Urlaub, ich nicht mehr. Aber alleine wollte ich auch nicht unbedingt weg. Am nähesten kamen wir unseren Zielen mit einem Radausflug an einen See. Mit Zelt. Das sollte unser Einstieg in eine neue, erwachsene Phase unseres Lebens sein. Leider war der Ausflug schnell wieder beendet. Wir wußten auf einmal nicht mehr, was wir ein ganzes Wochenende tun sollten, am Ende hätten wir tatsächlich Frauen kennengelernt, es erschien plötzlich alles so kompliziert, unwägbar und gefährlich. Ich entschied mich für Kopfschmerzen, A. stellte zeitgleich fest, daß er ein Insekt im Auge hatte. Schließlich ließen wir uns wieder abholen. Das wars dann mit der Freiheit. Wir haben später eigentlich nicht mehr über diese Episode gesprochen. Eine Wende zum Besseren trat für mich erst ein, als dieses für mich durchaus unerfreuliche Jahrzehnt sich fast schon wieder dem Ende zuneigte. A. und ich wurden Mitglieder einer total engagierten Umweltschutzgruppe. Bei den katholischen Pfadfindern.
Ich bin gar nicht katholisch. Und gemacht haben wir auch nicht viel. Aber es gab Mädchen dort. Das war Grund genug. Ich habe sogar einen Baum in einer Theateraufführung gespielt und vor lauter Aufregung meinen Text vergessen. Es war entwürdigend.
Doch immerhin - die Mädels redeten mit uns. Das war ein Anfang.
Waldorff, 13:44h
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St. Johannis im Sommer
Ich bin zu beneiden. Ich wohne in einem besonderen Stadtteil. Nur wenige Meter von meiner preisgünstigen Wohnung entfernt befindet sich ein kulturhistorisch bedeutender Friedhof, auf dem viele der künstlerischen Größen meiner Heimatstadt ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Diejenigen aus der Glanzzeit dieser
Stadt. Nun gut, diese Zeit liegt ein halbes Jahrtausend zurück. Jetzt sind wir nur noch Provinz. Aber auch hier läßt es sich leben. Und das nicht mal schlecht.
Zugegeben, im Winter ist es zuweilen ein wenig trist und grau.
Schmutzigschwarzer Schnee liegt auf den Straßen. Mißmutige Menschen stapfen umher. Die Zeichen des wirtschaftlichen Niedergangs sind deutlicher zu sehen als zu anderen Jahreszeiten. Viele Ladengeschäfte bleiben leer. Die Kneipe um die Ecke hat in den letzten fünf Jahren mehrmals den Pächter gewechselt. Das Publikum bleibt das gleiche. Genau wie die üble Musik, die auf die Straße dringt. Der Name wechselt, immer jedoch ist ein Apostroph im Spiel, was mich stets aufs Neue ärgert.
Seit einiger Zeit gibt einen türkischen Markt mit einem beeindruckenden Angebot an Gemüse, Obst, Schafskäse und Gewürzen. Das ist praktisch.
Das beste in meinem Viertel ist jedoch eindeutig der Sommer, den es fast jedes Jahr bei uns gibt. Der Sommer in St. Johannis. Jenseits der Johannisstraße liegt der Pegnitzgrund. Der kleine Fluß, an dem die Stadt liegt, schlängelt sich in Richtung Nachbarstadt und an beiden Seiten erstreckt sich das Grün. Sobald es warm wird, bevölkert sich der Grund mit den unterschiedlichsten Menschen.
Liegefahrräder fahren den Weg entlang, man sieht einen Kopf mit Zopf, Helm und eine Brille mit Drahtgestell vorbeihuschen. Entweder ist diese Kopfzopfhelm-Kombination zwingend polizeilich vorgeschrieben oder ich sehe seit Jahren ein und denselben Menschen durch mein Viertel radeln. Gefertigt werden solche Fahrräder übrigens gleich um die Ecke. Dort schweißt und schraubt man auch Rikschas zusammen. Mit Zeltdach drüber.
Es gibt die dauerbekifften Bongospieler, die mit glücklichem, wenngleich leicht debilem Grinsen tagelang vor sich hin trommeln, der mystischen Entrückung entgegegen. Trotz ihrer unverkennbar blonden Haare haben sie sich mit afrikanisch aussehenden Teppichen behängt.
Die immer etwas arroganten Boulespieler werfen ihre in der Sonne glitzernden Metallkugeln mit sonorem Klacken und kommentieren ihre Würfe wortreich. Die kackenden Hunde gehen allen auf die Nerven. Der Geruch nach Hammelfett, der von den grillenden türkischen Großfamilien herüberweht, koexistiert friedlich mit dem von fränkischen Bratwürsten. Feuerwehrsirenen sind zu hören, denn oft gibt es bei den Grillfreunden aller Nationen mehr Rauch als Feuer. Gurgelnde Schreie dringen aus dem defizitären städtischen Schwimmbad gleich nebenan. Ab und an kommt auch eine Lautsprecheransage von dort, die aber alle ignorieren.
Die nordicwalkenden Menschen mit ihren energischen, kantigen Bewegungen und dem stoßweißen Pusten beherrschen erst seit letztem Jahr die Szene, gerne pausieren sie ein paar Minuten, um den Boulespielern zuzusehen.
Rollschuhfahrer surren schwungvoll vorbei und sind schon wieder am Horizont verschwunden, während russische Jungen mit schwarzen Schiebermützen schwerfällig gehen, in ihrer Hand die Brausewodkamischung in der praktischen 1,5 Liter PET-Flasche. Später werden sie sich in die Büsche am Wegesrand schlagen. Ist die Sonne untergangen, singen sie dort gefühlvolle, melancholische russische Lieder.
Jogger sehen indes nervös auf ihren Pulsmesser, Radfahrer weichen allen anderen aus, erstaunlich junge Mütter schieben Kinderwägen oder lassen sie schieben. Manchmal hört man leises Fluchen. Dennoch bleiben die Menschen gelassen. Stilvolle Flaneure jeder Stilrichtung Art vergessen die Tageszeit, andere hängen einfach nur so rum.
Nette Mädchen ziehen ihre leichten bunten Sommerkleider aus, um sich in Badeanzug oder Bikini auf ihr Handtuch zu legen und in einem dicken Buch zu lesen. Andere Mädchen lesen nicht, führen aber gerne vor, wie sie auf ihren neuen Sandalen trotz höchster Absätze sicher balancieren können. Sie genießen lächelnd die Aufmerksamkeit des männlichen Publikums. Wenn sie mit ihrer Strecke fertig sind, gehen sie einfach wieder zurück.
Ein Aikidomeister mit einem Holzprügel und drei Jüngern hat seinen würdevollen Auftritt. Alle tragen Stirnbänder und vollführen langsame Bewegungen. Ab und an schreit der Meister was. Ist wohl japanisch. Mehr oder weniger. Die anderen verbeugen sich. Dann geht es weiter.
Eine friedliche Szenerie. Selbst die bulligen Mopedlesben lächeln.
Stadt. Nun gut, diese Zeit liegt ein halbes Jahrtausend zurück. Jetzt sind wir nur noch Provinz. Aber auch hier läßt es sich leben. Und das nicht mal schlecht.
Zugegeben, im Winter ist es zuweilen ein wenig trist und grau.
Schmutzigschwarzer Schnee liegt auf den Straßen. Mißmutige Menschen stapfen umher. Die Zeichen des wirtschaftlichen Niedergangs sind deutlicher zu sehen als zu anderen Jahreszeiten. Viele Ladengeschäfte bleiben leer. Die Kneipe um die Ecke hat in den letzten fünf Jahren mehrmals den Pächter gewechselt. Das Publikum bleibt das gleiche. Genau wie die üble Musik, die auf die Straße dringt. Der Name wechselt, immer jedoch ist ein Apostroph im Spiel, was mich stets aufs Neue ärgert.
Seit einiger Zeit gibt einen türkischen Markt mit einem beeindruckenden Angebot an Gemüse, Obst, Schafskäse und Gewürzen. Das ist praktisch.
Das beste in meinem Viertel ist jedoch eindeutig der Sommer, den es fast jedes Jahr bei uns gibt. Der Sommer in St. Johannis. Jenseits der Johannisstraße liegt der Pegnitzgrund. Der kleine Fluß, an dem die Stadt liegt, schlängelt sich in Richtung Nachbarstadt und an beiden Seiten erstreckt sich das Grün. Sobald es warm wird, bevölkert sich der Grund mit den unterschiedlichsten Menschen.
Liegefahrräder fahren den Weg entlang, man sieht einen Kopf mit Zopf, Helm und eine Brille mit Drahtgestell vorbeihuschen. Entweder ist diese Kopfzopfhelm-Kombination zwingend polizeilich vorgeschrieben oder ich sehe seit Jahren ein und denselben Menschen durch mein Viertel radeln. Gefertigt werden solche Fahrräder übrigens gleich um die Ecke. Dort schweißt und schraubt man auch Rikschas zusammen. Mit Zeltdach drüber.
Es gibt die dauerbekifften Bongospieler, die mit glücklichem, wenngleich leicht debilem Grinsen tagelang vor sich hin trommeln, der mystischen Entrückung entgegegen. Trotz ihrer unverkennbar blonden Haare haben sie sich mit afrikanisch aussehenden Teppichen behängt.
Die immer etwas arroganten Boulespieler werfen ihre in der Sonne glitzernden Metallkugeln mit sonorem Klacken und kommentieren ihre Würfe wortreich. Die kackenden Hunde gehen allen auf die Nerven. Der Geruch nach Hammelfett, der von den grillenden türkischen Großfamilien herüberweht, koexistiert friedlich mit dem von fränkischen Bratwürsten. Feuerwehrsirenen sind zu hören, denn oft gibt es bei den Grillfreunden aller Nationen mehr Rauch als Feuer. Gurgelnde Schreie dringen aus dem defizitären städtischen Schwimmbad gleich nebenan. Ab und an kommt auch eine Lautsprecheransage von dort, die aber alle ignorieren.
Die nordicwalkenden Menschen mit ihren energischen, kantigen Bewegungen und dem stoßweißen Pusten beherrschen erst seit letztem Jahr die Szene, gerne pausieren sie ein paar Minuten, um den Boulespielern zuzusehen.
Rollschuhfahrer surren schwungvoll vorbei und sind schon wieder am Horizont verschwunden, während russische Jungen mit schwarzen Schiebermützen schwerfällig gehen, in ihrer Hand die Brausewodkamischung in der praktischen 1,5 Liter PET-Flasche. Später werden sie sich in die Büsche am Wegesrand schlagen. Ist die Sonne untergangen, singen sie dort gefühlvolle, melancholische russische Lieder.
Jogger sehen indes nervös auf ihren Pulsmesser, Radfahrer weichen allen anderen aus, erstaunlich junge Mütter schieben Kinderwägen oder lassen sie schieben. Manchmal hört man leises Fluchen. Dennoch bleiben die Menschen gelassen. Stilvolle Flaneure jeder Stilrichtung Art vergessen die Tageszeit, andere hängen einfach nur so rum.
Nette Mädchen ziehen ihre leichten bunten Sommerkleider aus, um sich in Badeanzug oder Bikini auf ihr Handtuch zu legen und in einem dicken Buch zu lesen. Andere Mädchen lesen nicht, führen aber gerne vor, wie sie auf ihren neuen Sandalen trotz höchster Absätze sicher balancieren können. Sie genießen lächelnd die Aufmerksamkeit des männlichen Publikums. Wenn sie mit ihrer Strecke fertig sind, gehen sie einfach wieder zurück.
Ein Aikidomeister mit einem Holzprügel und drei Jüngern hat seinen würdevollen Auftritt. Alle tragen Stirnbänder und vollführen langsame Bewegungen. Ab und an schreit der Meister was. Ist wohl japanisch. Mehr oder weniger. Die anderen verbeugen sich. Dann geht es weiter.
Eine friedliche Szenerie. Selbst die bulligen Mopedlesben lächeln.
Waldorff, 13:30h
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Sagts doch Klaus zu mir
"Ich bin der Klaus, sagts doch Klaus zu mir".
Ein feistes rotwangiges Gesicht schiebt sich in unser kleines Büro. Ein dicker Mensch mit rötlichem Bürstenhaarschnitt, er trägt ein sehr buntes Hemd, darüber spannen sich Hosenträger.
"Jungs, ihr wollt doch sicher auch Geld sparen, Geld sparen wollen wir doch alle. Oder? Dreimal die Woche 'ne Putzfrau, wer braucht denn das. Ich nicht. Und überhaupt. Wenn Putze, dann viel billiger. In meinen Sonnenstudios putzen welche für 4 Euro die Stunde. Ich kann das händeln. Ich kenn da welche, des händel ich."
Er sagt tatsächlich Putze, es klingt wie "Butze". Der Mann ist
Franke. Wir arbeiten in einer Bürogemeinschaft. Man kann sich seine Nachbarn nicht aussuchen.
Ein Ansporn.
Ein feistes rotwangiges Gesicht schiebt sich in unser kleines Büro. Ein dicker Mensch mit rötlichem Bürstenhaarschnitt, er trägt ein sehr buntes Hemd, darüber spannen sich Hosenträger.
"Jungs, ihr wollt doch sicher auch Geld sparen, Geld sparen wollen wir doch alle. Oder? Dreimal die Woche 'ne Putzfrau, wer braucht denn das. Ich nicht. Und überhaupt. Wenn Putze, dann viel billiger. In meinen Sonnenstudios putzen welche für 4 Euro die Stunde. Ich kann das händeln. Ich kenn da welche, des händel ich."
Er sagt tatsächlich Putze, es klingt wie "Butze". Der Mann ist
Franke. Wir arbeiten in einer Bürogemeinschaft. Man kann sich seine Nachbarn nicht aussuchen.
Ein Ansporn.
Waldorff, 13:25h
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