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Montag, 20. November 2006
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"Meine Mom und ich sind die besten Freundinnen. Yeah.", grölt die junge Frau in die Kamera. Moment mal. Das sollte nicht sein. Da habt ihr was falsch verstanden. Mütter sollen keine Freundinnen ihrer Töchter sein. Umgekehrt schon gar nicht.
Die Sendung, die auf einem Musiksender läuft, heißt "Date meine Mom" oder "Meine Mom datet für mich" oder so.
Da stehen die beiden. Die verdächtig gut gelaunte sportlich-agile Endvierzigerin sieht ihrer Tochter recht ähnlich.
Moms Haut ist womöglich ein wenig ledriger als die ihrer Tochter - die Folgen jahrzehntelangen Sonnenbadens. Die Dame sieht noch sportlicher aus als das schon beängstigend sportliche Töchterchen. Die beiden kalifornischen Grazien drücken, knuffen und necken sich, zeigen ihre blendend-weißen Zähne und sind ganz allgemein von sich und der Welt begeistert. Mutti und ihre Tochter sind gut in Schuss. Muskulöse Schenkel (Vorsicht Beinschere!), flacher Bauch (doch sehr großer Bu-husen), ein sehniger Körper.
Alles, wie es die herrschende Mode verlangt. Und sowas von gut drauf, die beiden. Nun zieht Mutti los, um einem jungen Mann die eigene Tochter schmackhaft zu machen. Mutter und Bewerber treffen sich. Man unternimmt diversen Schabernack. Der ebenfalls sportliche Blonde ist vor allem von sich angetan und sagt das ständig. Doug ist Anfang 20 und Collegestudent. Er ist extrem sportlich (sagt er) und hat kein Verständnis für Schlaffis und Versager - wir auch nicht, Doug, wir auch nicht. Seine neue Freundin soll daher vor allem sportlich sein, vielfältige Interessen verfolgen
("Sie muss wissen, was sie will. Wissen, was sie will. So wie ich."), man sollte aber auch Spass mit ihr haben können.
Die Mom versichert vehement, ihre Tochter sei die genau die Richtige für diesen Job und flirtet selbst schamlos mit dem blondierten Doug. Als Power-Mom wieder bei der erwartungsvoll wartenden und kreischenden Tochter
("Oh, Mom! Was hast Du gesagt? Das hast Du gesagt? Du bist unmöglich!") auf dem Sofa sitzt, berichtet sie ihr von den spannenden Ereignissen des Abends. In allen Details. Selbst die "Größe" des Bewerbers (hm?!?) wird giggelnd kommentiert.
Haha. Hihi.
Das darf nicht wahr sein.
Die Batterien der Fernbedienung sind leer. Verdammt.
Mit schmerzender Stirnhöhle und rotgeriebenen Zombie-Augen schleppe ich mich zum Fernseher.
Schluss jetzt. Umschalten.
Die Sendung, die auf einem Musiksender läuft, heißt "Date meine Mom" oder "Meine Mom datet für mich" oder so.
Da stehen die beiden. Die verdächtig gut gelaunte sportlich-agile Endvierzigerin sieht ihrer Tochter recht ähnlich.
Moms Haut ist womöglich ein wenig ledriger als die ihrer Tochter - die Folgen jahrzehntelangen Sonnenbadens. Die Dame sieht noch sportlicher aus als das schon beängstigend sportliche Töchterchen. Die beiden kalifornischen Grazien drücken, knuffen und necken sich, zeigen ihre blendend-weißen Zähne und sind ganz allgemein von sich und der Welt begeistert. Mutti und ihre Tochter sind gut in Schuss. Muskulöse Schenkel (Vorsicht Beinschere!), flacher Bauch (doch sehr großer Bu-husen), ein sehniger Körper.
Alles, wie es die herrschende Mode verlangt. Und sowas von gut drauf, die beiden. Nun zieht Mutti los, um einem jungen Mann die eigene Tochter schmackhaft zu machen. Mutter und Bewerber treffen sich. Man unternimmt diversen Schabernack. Der ebenfalls sportliche Blonde ist vor allem von sich angetan und sagt das ständig. Doug ist Anfang 20 und Collegestudent. Er ist extrem sportlich (sagt er) und hat kein Verständnis für Schlaffis und Versager - wir auch nicht, Doug, wir auch nicht. Seine neue Freundin soll daher vor allem sportlich sein, vielfältige Interessen verfolgen
("Sie muss wissen, was sie will. Wissen, was sie will. So wie ich."), man sollte aber auch Spass mit ihr haben können.
Die Mom versichert vehement, ihre Tochter sei die genau die Richtige für diesen Job und flirtet selbst schamlos mit dem blondierten Doug. Als Power-Mom wieder bei der erwartungsvoll wartenden und kreischenden Tochter
("Oh, Mom! Was hast Du gesagt? Das hast Du gesagt? Du bist unmöglich!") auf dem Sofa sitzt, berichtet sie ihr von den spannenden Ereignissen des Abends. In allen Details. Selbst die "Größe" des Bewerbers (hm?!?) wird giggelnd kommentiert.
Haha. Hihi.
Das darf nicht wahr sein.
Die Batterien der Fernbedienung sind leer. Verdammt.
Mit schmerzender Stirnhöhle und rotgeriebenen Zombie-Augen schleppe ich mich zum Fernseher.
Schluss jetzt. Umschalten.
Waldorff, 18:25h
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sabishii
Ich kenne wieder ein neues Fremdwort.
Das habe ich der Erkältung zu verdanken, die mich am Wochenende im Hause meiner Mutter festhielt. Weil ich das Fernsehprogramm nicht mehr ertragen konnte, griff ich zu einem Buch. Der 50er-Jahre-Roman, der recht interessant als Kriegsroman im birmanischen Dschungel begann, entpuppte sich heimtückischerweise nach 70 Seiten als waschechte Schmonzette. Aber ich habe immerhin gelernt, dass der Japaner (oder in diesem Fall die Japanerin) gerne mal sabishii ist, wenn wir oberflächlichen Westler uns einsam, traurig oder melancholisch fühlen. Praktischerweise müssen die Japaner dazu keinen Satz bilden. Das Wort reicht aus.
Also: "sabishii" - "Ich bin einsam."
Dennoch schön, dass ich nicht sabishii bin.
Den Roman habe ich dann übrigens weggelegt, um einen Band mit Zeitungsreportagen von Ernest Hemingway zu lesen.
Das habe ich der Erkältung zu verdanken, die mich am Wochenende im Hause meiner Mutter festhielt. Weil ich das Fernsehprogramm nicht mehr ertragen konnte, griff ich zu einem Buch. Der 50er-Jahre-Roman, der recht interessant als Kriegsroman im birmanischen Dschungel begann, entpuppte sich heimtückischerweise nach 70 Seiten als waschechte Schmonzette. Aber ich habe immerhin gelernt, dass der Japaner (oder in diesem Fall die Japanerin) gerne mal sabishii ist, wenn wir oberflächlichen Westler uns einsam, traurig oder melancholisch fühlen. Praktischerweise müssen die Japaner dazu keinen Satz bilden. Das Wort reicht aus.
Also: "sabishii" - "Ich bin einsam."
Dennoch schön, dass ich nicht sabishii bin.
Den Roman habe ich dann übrigens weggelegt, um einen Band mit Zeitungsreportagen von Ernest Hemingway zu lesen.
Waldorff, 12:49h
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Freitag, 20. Oktober 2006
Die Schnurrer-Brüder
Es gibt da einen Menschentypus in der mittelständischen Geschäftswelt, der mir ausgesprochen unangenehm ist.
Ich erkenne die Vertreter dieses Typus mittlerweile recht schnell an ihren Verhaltensweisen - an der schweinsäugigen Jovialität und der hemdsärmligen Kumpanei, die sich möglicherweise mit einer netten Art verwechseln lässt. Es handelt sich um scheinbar freundliche Männer, die sogar ihren Müll trennen. Ja, es ist doch alles kein Problem, grinsen sie einen schnurrbärtig an. Reden kann man doch über alles, am Preis sollte natürlich ein wenig gedreht werden.
Na klar.
Aber hört ihnen zu, wenn sie mit ihren Angestellten reden.
Oder achtet darauf, wie sie über ihre Angestellten reden, wenn diese nicht in Hörweite sind. Da erhascht man einen kurzen Blick auf das Menschenbild dieser munteren Herren. Dieser Blick offenbart nichts Schönes.
Ich erkenne die Vertreter dieses Typus mittlerweile recht schnell an ihren Verhaltensweisen - an der schweinsäugigen Jovialität und der hemdsärmligen Kumpanei, die sich möglicherweise mit einer netten Art verwechseln lässt. Es handelt sich um scheinbar freundliche Männer, die sogar ihren Müll trennen. Ja, es ist doch alles kein Problem, grinsen sie einen schnurrbärtig an. Reden kann man doch über alles, am Preis sollte natürlich ein wenig gedreht werden.
Na klar.
Aber hört ihnen zu, wenn sie mit ihren Angestellten reden.
Oder achtet darauf, wie sie über ihre Angestellten reden, wenn diese nicht in Hörweite sind. Da erhascht man einen kurzen Blick auf das Menschenbild dieser munteren Herren. Dieser Blick offenbart nichts Schönes.
Waldorff, 14:15h
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Mittwoch, 18. Oktober 2006
Es lebe der Dilettantismus
Es ist an der Zeit, einem Begriff seine positive Bedeutung zurückzugeben: dem Dilettantismus. Früher war der Dilettant ein Mensch, der "eine Sache um ihrer selbst willen" zu seiner machte. Er übte Tätigkeiten aus, die er nie erlernt hatte und nahm kein Geld dafür.
Heute ist der Dilettant einfach einer, der keine Ahnung hat und deine Zeit verschwendet.
So ist die Welt.
Heute ist der Dilettant einfach einer, der keine Ahnung hat und deine Zeit verschwendet.
So ist die Welt.
Waldorff, 17:26h
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