Donnerstag, 19. Januar 2006
Kinder und andere Katastrophen
Das war kein guter Tag gestern.
Dabei war doch alles so nett ausgedacht.
Meine Freundin kam auf die Idee, mal wieder einen Schulfreund ihres Sohnes nach Hause einzuladen. Während sie die beiden von der Schule abholte, wollte ich etwas kochen, das Kinder gerne essen. Nach der gemeinsam eingenommenen Mahlzeit hätten die zwei friedlich ihre Hausaufgaben erledigt, anschließend mit mir noch zwei Stunden mit dem neuen Baukausten gespielt und pädagogisch wertvolle und das technische Interesse weckende Modelle erstellt. Riesenrad mit Motorisierung oder so. Eine feine Sache.
Es lief dann etwas anders ab.
Ich kam nicht rechtzeitig mit den Lebensmitteln an. Das Essen konnte erst zwanzig Minuten später serviert werden.
Nicht schlimm, dachte ich. Wie naiv. Denn Kinder können nicht einfach zwanzig Minuten warten, wenn sie "HUNGER" plärren und Hunger haben. Ehrlich - das war mir nicht klar. Die Wartezeit verbrachten die zwei Burschen sehr kreativ damit, den Inhalt einer Ketchup-Flasche auf Sofa und Teppich zu verteilen. Sie fanden das lustig. Meine Freundin nicht. Die Hausaufgaben - "Ich weiß nicht, was wir aufhaben!" - waren auch keine reine Freude. Schließlich gelang es uns, die Aufgabenstellung des Pädagogen - "Sucht Euch einen Satz aus dem Buch aus, schreibt ihn ab und unterstreicht Tunwörter, Eigenschaftswörter und Begleiter in unterschiedlichen Farben" - zu rekonstruieren.
Dabei habe ich wieder etwas gelernt.
Erstens, was "Begleiter" sind.
Zweitens, dass man mit einem Satz von zehn Wörtern durchaus eine Seite vollschreiben kann.
Drittens, dass Füller grundsätzlich klecksen. Die Hände waren blau, das selbstverständlich sehr holzhaltige Papier saugte sich voll, der Tisch war blau. Ich hielt innerlich fluchend den Lappen bereit und dachte mir muntere Foltermethoden für die Vertreter eines gewissen Schulkonzepts aus. Beim Spielen reichte die Konzentration der Buben dann für eine halbe Stunde. Danach fanden es die beiden amüsanter, Baustoffprüfungen an unseren Bausteinen vorzunehmen oder witzige Kamikaze-Stunts aus der Hängematte durchzuführen. Von nebenan hörte ich Kratzgeräusche und verhaltenes Fluchen, als meine Freundin versuchte, ihr Wohnzimmer von Ketchupresten zu befreien.
Kind 1: "Wann kann ich den Motor?"
Waldorff: "Wie heißt das?"
Kind 1: "Wann kann ich den Motor anschließen?"
Waldorff: "Wenn wir das Ding fertiggebaut haben!"
Kind 2: "Wann bist Du denn fertig?"
Waldorff: "Äh - wann sind 'wir' fertig! Wir machen das doch gemeinsam, oder?"
Kind 1: "Mir ist scheißlangweilig!"
- KNIRSCH -
- KRAWUMM -
Waldorff: "F..ähem. Vom Draufhauen wird es nicht schneller fertig. Könntest Du - bitte - damit aufhören?"
Kind 1: "Du wolltest 'Fuck' sagen, stimmt's?"
Und so weiter.
Ich weiß nicht, wie Eltern das durchhalten, ohne Alkoholiker zu werden.
Dabei war doch alles so nett ausgedacht.
Meine Freundin kam auf die Idee, mal wieder einen Schulfreund ihres Sohnes nach Hause einzuladen. Während sie die beiden von der Schule abholte, wollte ich etwas kochen, das Kinder gerne essen. Nach der gemeinsam eingenommenen Mahlzeit hätten die zwei friedlich ihre Hausaufgaben erledigt, anschließend mit mir noch zwei Stunden mit dem neuen Baukausten gespielt und pädagogisch wertvolle und das technische Interesse weckende Modelle erstellt. Riesenrad mit Motorisierung oder so. Eine feine Sache.
Es lief dann etwas anders ab.
Ich kam nicht rechtzeitig mit den Lebensmitteln an. Das Essen konnte erst zwanzig Minuten später serviert werden.
Nicht schlimm, dachte ich. Wie naiv. Denn Kinder können nicht einfach zwanzig Minuten warten, wenn sie "HUNGER" plärren und Hunger haben. Ehrlich - das war mir nicht klar. Die Wartezeit verbrachten die zwei Burschen sehr kreativ damit, den Inhalt einer Ketchup-Flasche auf Sofa und Teppich zu verteilen. Sie fanden das lustig. Meine Freundin nicht. Die Hausaufgaben - "Ich weiß nicht, was wir aufhaben!" - waren auch keine reine Freude. Schließlich gelang es uns, die Aufgabenstellung des Pädagogen - "Sucht Euch einen Satz aus dem Buch aus, schreibt ihn ab und unterstreicht Tunwörter, Eigenschaftswörter und Begleiter in unterschiedlichen Farben" - zu rekonstruieren.
Dabei habe ich wieder etwas gelernt.
Erstens, was "Begleiter" sind.
Zweitens, dass man mit einem Satz von zehn Wörtern durchaus eine Seite vollschreiben kann.
Drittens, dass Füller grundsätzlich klecksen. Die Hände waren blau, das selbstverständlich sehr holzhaltige Papier saugte sich voll, der Tisch war blau. Ich hielt innerlich fluchend den Lappen bereit und dachte mir muntere Foltermethoden für die Vertreter eines gewissen Schulkonzepts aus. Beim Spielen reichte die Konzentration der Buben dann für eine halbe Stunde. Danach fanden es die beiden amüsanter, Baustoffprüfungen an unseren Bausteinen vorzunehmen oder witzige Kamikaze-Stunts aus der Hängematte durchzuführen. Von nebenan hörte ich Kratzgeräusche und verhaltenes Fluchen, als meine Freundin versuchte, ihr Wohnzimmer von Ketchupresten zu befreien.
Kind 1: "Wann kann ich den Motor?"
Waldorff: "Wie heißt das?"
Kind 1: "Wann kann ich den Motor anschließen?"
Waldorff: "Wenn wir das Ding fertiggebaut haben!"
Kind 2: "Wann bist Du denn fertig?"
Waldorff: "Äh - wann sind 'wir' fertig! Wir machen das doch gemeinsam, oder?"
Kind 1: "Mir ist scheißlangweilig!"
- KNIRSCH -
- KRAWUMM -
Waldorff: "F..ähem. Vom Draufhauen wird es nicht schneller fertig. Könntest Du - bitte - damit aufhören?"
Kind 1: "Du wolltest 'Fuck' sagen, stimmt's?"
Und so weiter.
Ich weiß nicht, wie Eltern das durchhalten, ohne Alkoholiker zu werden.
Waldorff, 18:21h
Stachanow,
Donnerstag, 19. Januar 2006, 18:51
... link
... comment