Dienstag, 11. Mai 2004
Absinth
Die Schweizer sind schuld!
„Wer hat’s erfunden?“, quengelt der lästige, ein Meter dreißig große Schweizer durch das Fernsehbild. Und die Antwort kennt jeder. Und das gilt nicht nur für klebrige Kräuterbonbons, sondern auch für die Mode des 19. Jahrhunderts, sich mit giftig-grünem Absinth zu berauschen. Zwar kannte bereits die Antike die heilende Wirkung des Wermuts (Artemisia absinthium), aber das Epizentrum des Vollrauschs war in den 1850-er Jahren das Val-de-Travers. Baudelaire, Rimbaud und Verlaine süffelten ihren Absinth in Unmengen. Der hohe Gehalt an dem psychoaktiven Thujon (Tanaceton) veranlasste viele europäische Staaten, Herstellung und Genuss von Absinth zu Beginn des 20. Jahrhunderts unter Strafe zu stellen. Heute dürfen die glücklichen Europäer wieder. Und sie müssen noch nicht mal Gedichte schreiben. Allerdings enthalten Absinthe jetzt höchstens 10mg pro Kilogramm Thujon. Ist auf der Flasche das Getränk als „Bitterspirituose“ gekennzeichnet, dann darf der Thujon-Gehalt dreieinhalb mal so hoch sein. Tipp: auf Tschechisch heißt das „Horka Lihovina“. Die Tschechen bevorzugen den Absinth übrigens ohne Anis und Fenchel, die Färbung ist traditionell türkisgrün.
Mit Pfefferminz bin ich Dein Prinz
Während der Prager Cafehaus-Bohemien seinen Absinth gerne mit Pfefferminze genießt, fügt der französische Bonvivant in seiner Variante dem Getränk schon mal Koriander hinzu. Für das legendäre Prager Absinth-Ritual (vielleicht gar nicht so legendär und eine Entwicklung des tschechischen Tourismusamtes) benötigt der Proband nichts weiter als ein Glas, einen Löffel, Zucker und selbstredend Absinth (gehen wir mal von zwei cl Absinth und einem Teelöffel Zucker aus). Man tränkt den Zucker und entzündet ihn, wartet bis zur vollständigen Karamelisierung. Dann wird der Zucker abermals in den Absinth getaucht, mit kaltem Wasser gelöscht und die ganze Chose im Verhältnis 1:1 verdünnt. So sieht’s aus. Was das Ganze mit genialen Verbrechern zu tun hat? Dazu bei Gelegenheit mehr.
„Wer hat’s erfunden?“, quengelt der lästige, ein Meter dreißig große Schweizer durch das Fernsehbild. Und die Antwort kennt jeder. Und das gilt nicht nur für klebrige Kräuterbonbons, sondern auch für die Mode des 19. Jahrhunderts, sich mit giftig-grünem Absinth zu berauschen. Zwar kannte bereits die Antike die heilende Wirkung des Wermuts (Artemisia absinthium), aber das Epizentrum des Vollrauschs war in den 1850-er Jahren das Val-de-Travers. Baudelaire, Rimbaud und Verlaine süffelten ihren Absinth in Unmengen. Der hohe Gehalt an dem psychoaktiven Thujon (Tanaceton) veranlasste viele europäische Staaten, Herstellung und Genuss von Absinth zu Beginn des 20. Jahrhunderts unter Strafe zu stellen. Heute dürfen die glücklichen Europäer wieder. Und sie müssen noch nicht mal Gedichte schreiben. Allerdings enthalten Absinthe jetzt höchstens 10mg pro Kilogramm Thujon. Ist auf der Flasche das Getränk als „Bitterspirituose“ gekennzeichnet, dann darf der Thujon-Gehalt dreieinhalb mal so hoch sein. Tipp: auf Tschechisch heißt das „Horka Lihovina“. Die Tschechen bevorzugen den Absinth übrigens ohne Anis und Fenchel, die Färbung ist traditionell türkisgrün.
Mit Pfefferminz bin ich Dein Prinz
Während der Prager Cafehaus-Bohemien seinen Absinth gerne mit Pfefferminze genießt, fügt der französische Bonvivant in seiner Variante dem Getränk schon mal Koriander hinzu. Für das legendäre Prager Absinth-Ritual (vielleicht gar nicht so legendär und eine Entwicklung des tschechischen Tourismusamtes) benötigt der Proband nichts weiter als ein Glas, einen Löffel, Zucker und selbstredend Absinth (gehen wir mal von zwei cl Absinth und einem Teelöffel Zucker aus). Man tränkt den Zucker und entzündet ihn, wartet bis zur vollständigen Karamelisierung. Dann wird der Zucker abermals in den Absinth getaucht, mit kaltem Wasser gelöscht und die ganze Chose im Verhältnis 1:1 verdünnt. So sieht’s aus. Was das Ganze mit genialen Verbrechern zu tun hat? Dazu bei Gelegenheit mehr.
Waldorff, 15:50h