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Freitag, 5. Januar 2007
Eine Person sucht einen Autor
Berlin ist ja immer eine Reise und überhaupt. Die plüschige Atmosphäre eigentümlicher Secondhand-Geschäfte im Souterrain brachte meine Freundin dazu, recht nutzlose Dinge zu erwerben. Zum Beispiel drei Rollen Tapeten aus volkseigener Produktion. Gelbe Blumen auf bleichem Untergrund. Sehr Siebziger. "Die sind lustig! Damit könnte ich das Badezimmer tapezieren", meinte sie frohgemut. "Mal sehen", erwiderte ich etwas skeptischer. Seien wir mal ehrlich: Solche Käufe sind einer der vielen Gründe, in die faszinierende Stadt an der Spree zu reisen. Ein weiterer Reisegrund ist zudem, durch die asphaltgrauen Straßen wandern und an jeder Ecke Erinnerungen auffrischen zu können. "Hier war ich schon mal. Muss so 1986 herum gewesen sein. Vielleicht wars aber woanders. Sah jedenfalls so ähnlich aus." Oder auch: "Es ist kalt. Verdammt kalt. Warum muss es immer kalt sein, wenn ich in Berlin bin?". Tja, das könnte unter anderem damit zusammenhängen, dass der Besuch im Winter stattfindet. Was mich zu einem echten Klassiker-Stehsatz für Berlin-Besucher bringt: "Hey, in Berlin ist es im Winter immer noch kälter als bei uns!".
Aber genug davon. Die Tage in der Stadt waren entspannend, inspirierend und viel zu schnell vorüber.
Als wir dann in aller Herrgottsgfrühe im Bus zum Flughafen lümmelten, passierte es. Jensen stieg ein.
Das muss ich jetzt erklären.
Ich kenne Herrn Jensen nicht persönlich. Der Mann, der einstieg, hieß wahrscheinlich gar nicht Jensen.
Erschwerend kommt hinzu, dass Herr Jensen gar nicht existiert. Zumindest nicht der Herr Jensen, den ich hier meine.
Es handelt sich bei Jensen um eine Romanfigur, die ich mir vor vielen Jahren ausgedacht hatte.
Den Roman habe ich nie vollendet. Es sollte ein Krimi werden, in dem unter anderem die schwarze Reichswehr, Exilrussen, Hans Albers und eine fiktive UFA-Filmschönheit eine gewisse Rolle spielen, angesiedelt im Jahre 1932.
Herr Jensen war Polizeibeamter und meine Hauptfigur. Ich stellte ihn mir hager und von mittlerer Statur vor. Sein Gesichtsausdruck war ernst - vermutlich, um unnahbar zu wirken. Jensen litt nämlich unter extremer Schüchternheit. So dachte ich mir das und so sah ich ihn vor mir. Mit dem dunkelgrauen Anzug und dem schwarzen Mantel, seinem Regenschirm und seinem Hut.
Und dieser Mann stieg in den Bus zum Flughafen ein. Inklusive Melone, Gamaschen und zwei siebzig Jahre alten rindsledernen Koffern. Plötzlich war ich hellwach.
Am Flughafen habe ich ihn aus den Augen verloren. Ich wüßte zu gern, wohin seine Reise ging.
Aber genug davon. Die Tage in der Stadt waren entspannend, inspirierend und viel zu schnell vorüber.
Als wir dann in aller Herrgottsgfrühe im Bus zum Flughafen lümmelten, passierte es. Jensen stieg ein.
Das muss ich jetzt erklären.
Ich kenne Herrn Jensen nicht persönlich. Der Mann, der einstieg, hieß wahrscheinlich gar nicht Jensen.
Erschwerend kommt hinzu, dass Herr Jensen gar nicht existiert. Zumindest nicht der Herr Jensen, den ich hier meine.
Es handelt sich bei Jensen um eine Romanfigur, die ich mir vor vielen Jahren ausgedacht hatte.
Den Roman habe ich nie vollendet. Es sollte ein Krimi werden, in dem unter anderem die schwarze Reichswehr, Exilrussen, Hans Albers und eine fiktive UFA-Filmschönheit eine gewisse Rolle spielen, angesiedelt im Jahre 1932.
Herr Jensen war Polizeibeamter und meine Hauptfigur. Ich stellte ihn mir hager und von mittlerer Statur vor. Sein Gesichtsausdruck war ernst - vermutlich, um unnahbar zu wirken. Jensen litt nämlich unter extremer Schüchternheit. So dachte ich mir das und so sah ich ihn vor mir. Mit dem dunkelgrauen Anzug und dem schwarzen Mantel, seinem Regenschirm und seinem Hut.
Und dieser Mann stieg in den Bus zum Flughafen ein. Inklusive Melone, Gamaschen und zwei siebzig Jahre alten rindsledernen Koffern. Plötzlich war ich hellwach.
Am Flughafen habe ich ihn aus den Augen verloren. Ich wüßte zu gern, wohin seine Reise ging.
Waldorff, 14:49h
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Mittwoch, 20. Dezember 2006
Geschientes Glück
Ältere Herren mit Eisenbahnermütze drückten sich an die Glasvitrinen mit den schönen Modellen in Spurweite N. Das waren teilweise verhauene Gestalten und so manch einer von ihnen hat seine Ehe munter in den Sand gesetzt, weil er einfach nicht mehr aus dem Hobbykeller kommen wollte. Ich war heute zum ersten Mal seit - na sagen wir 1978 - in einem Fachgeschäft für Modelleisenbahnen und habe Meschen mit einer echten Leidenschaft gesehen. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen und die Augen leuchteten, wenn sie ächzend aus der Hocke kamen. Mit der Kommunikation taten sie sich da deutlich schwerer. Na, müssen sie ja nicht. Kinder waren übrigens keine anwesend.
Waldorff, 18:59h
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Dienstag, 19. Dezember 2006
Quietschende Karotten
Gestern abend sah ich mir im Kreise der Familie eine weitere Folge von Wissen macht Ah! an. Spitzensendung. Pädagogisch 1a. Diesmal wurde uns Staunenden erklärt, warum lange Kreiden an der Tafel zuweilen aufreizend nervenzerreißend quietschen. Es handelt sich um den - und welcher Vater, welche Mutter ohne entsprechenden technisch-naturwissenschaftlichen Hintergrund hätte es gewusst? Jetzt mal ehrlich! - slip-stick-Effekt, manchmal als Ruckgleiten bezeichnet. Aber hallo. Man zieht etwas an was anderem vorbei, Spannung entsteht, ein Teil des Vorbeigezogenen bleibt hängen, dann kommt wiederum eine Gleitphase, dann wieder Spannung, Hängenbleiben. Wie im richtigen Leben. Rumhängen, Spannung, Gezogenwerden. Kennt man ja. Tritt auch auf bei Straßenbahnen (unerwünscht) und der Geige (erwünscht). Verdeutlicht wurde der Effekt mit spektakulären Nahaufnahmen einer Möhre, die an einer Raspel antlanggezogen wird. Also geraspelt wird. Allerdings quietscht die Möhre nicht. Tja, wir haben was gelernt.
Was mir gestern besonders auffiel: Der Humor dieser Sendung ist irgendwie subversiv. Kommt ja nicht vom Bayerischen Rundfunk.
Was mir gestern besonders auffiel: Der Humor dieser Sendung ist irgendwie subversiv. Kommt ja nicht vom Bayerischen Rundfunk.
Waldorff, 12:25h
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