Montag, 4. April 2005
Taiwanesische Waffenhändler
Meine Freundin vermietet seit kurzem ein Zimmer an Messegäste.
Das liefert ihr einen willkommenen Beitrag zur Miete.
Und es ist ganz amüsant.
Sie hatte schon Gäste aus Lettland, Paraguay und Großbritannien. Alles Frauen. Nette Frauen. Ruhig, freundlich und professionell.
Vor einiger Zeit gab es wieder eine Buchung für fünf Tage.
Zur Waffenmesse. Diesmal waren es zwei Männer.
Meine Freundin - ansonsten nicht leicht aus der Ruhe zu bringen - bat mich etwas nervös, für die Dauer des Besuchs bei ihr zu übernachten.
Schließlich kamen die beiden avisierten Herren an. Aus Taiwan. Mit großer Verspätung.
Der eine (vermutlich der Ranghöhere) grüßte und sprach nicht.
Diesen unfreundlichen Schweiger tauften meine Freundin und ich auf den Namen "Struller", weil er bei geöffneten Türen unglaublich laut sein Wasser abschlug.
Das blieb für die Dauer des Aufenthalts seine einzige Form der Kommunikation mit uns.
Der andere Chinese - wir nannten ihn "den Kommunikator", durfte im Auftrag von Struller mit meiner Freundin reden.
Kommunikators Fragen wurden immer von einem leicht gequetscht-kläglichen "Lady? Lady!" eingeleitet und ließen eine gewisse Naivität im Umgang mit den Schwierigkeiten des Lebens in der Ferne erkennen.
So bekamen die beiden Chinesen Hilfe bei der Wiederauffindung ihres Gepäcks, der Rückbestätigung ihres Heimfluges ("Lady? The flight! What time is it? - Ah!") und bei der Frage, wo man "pigknuckle" - also wohl "Schweinshaxe" - essen könne.
Das Schweinshaxenessen fiel allerdings aus.
Die beiden Taiwanesen fanden das Lokal nicht. Deprimiert schlichen sie wieder in das Gästezimmer, um dort den Abend mit einer Flasche Rioja und Trockennahrung aus der Heimat zu beschließen.
Auf der Messe waren die Chinesen während ihres Aufenthalts in unserer Stadt insgesamt höchstens eine Stunde.
Ansonsten lungerten sie in ihrem Zimmer herum und verhielten sich äußerst seltsam.
Gegen drei Uhr am Morgen drang stets eine Art Wecksignal mit bombastischen chinesischen Klängen durch die Wohnung. Ansonsten blieb es sehr ruhig in dem Gästezimmer.
Verdächtig ruhig.
Eines Abends stand ich in der Küche und bereitete ein Mahlzeit zu.
Der Kommunikator kam herein und lieh sich für die abendliche Flasche Rioja den Korkenzieher aus.
Ich gebe den darauf folgenden Dialog wörtlich wieder:
Kommunikator: "Ever been to Taiwan?"
Waldorff: "Not really.".
Kommunikator: "Ah, come to Taiwan, make a lot of money. Everything high-tech in Taiwan. Haaahaha. Ha. Ha."
(Geht ab).
Unglaublich. Einfach unglaublich.
Wir haben nie erfahren, ob die beiden Herren auf der Messe etwas ge- oder verkauft haben.
Vielleicht diente ihr Aufenthalt in unserem Land ja ganz anderen Zwecken.
Möglicherweise ging von Anbeginn ihrer Unternehmung mit dem Verlust des Gepäcks etwas schief und sie trauten sich nicht, es den Vorgesetzten in Taipeh mitzuteilen.
Ihre verfrühte Rückkehr von der ausländischen Messe hätte wohl Schande über sie gebracht und sie zogen es daher vor, die Tage einfach rumzubringen.
Was weiß denn ich.
Aber gefährlich schienen sie nicht zu sein.
Das liefert ihr einen willkommenen Beitrag zur Miete.
Und es ist ganz amüsant.
Sie hatte schon Gäste aus Lettland, Paraguay und Großbritannien. Alles Frauen. Nette Frauen. Ruhig, freundlich und professionell.
Vor einiger Zeit gab es wieder eine Buchung für fünf Tage.
Zur Waffenmesse. Diesmal waren es zwei Männer.
Meine Freundin - ansonsten nicht leicht aus der Ruhe zu bringen - bat mich etwas nervös, für die Dauer des Besuchs bei ihr zu übernachten.
Schließlich kamen die beiden avisierten Herren an. Aus Taiwan. Mit großer Verspätung.
Der eine (vermutlich der Ranghöhere) grüßte und sprach nicht.
Diesen unfreundlichen Schweiger tauften meine Freundin und ich auf den Namen "Struller", weil er bei geöffneten Türen unglaublich laut sein Wasser abschlug.
Das blieb für die Dauer des Aufenthalts seine einzige Form der Kommunikation mit uns.
Der andere Chinese - wir nannten ihn "den Kommunikator", durfte im Auftrag von Struller mit meiner Freundin reden.
Kommunikators Fragen wurden immer von einem leicht gequetscht-kläglichen "Lady? Lady!" eingeleitet und ließen eine gewisse Naivität im Umgang mit den Schwierigkeiten des Lebens in der Ferne erkennen.
So bekamen die beiden Chinesen Hilfe bei der Wiederauffindung ihres Gepäcks, der Rückbestätigung ihres Heimfluges ("Lady? The flight! What time is it? - Ah!") und bei der Frage, wo man "pigknuckle" - also wohl "Schweinshaxe" - essen könne.
Das Schweinshaxenessen fiel allerdings aus.
Die beiden Taiwanesen fanden das Lokal nicht. Deprimiert schlichen sie wieder in das Gästezimmer, um dort den Abend mit einer Flasche Rioja und Trockennahrung aus der Heimat zu beschließen.
Auf der Messe waren die Chinesen während ihres Aufenthalts in unserer Stadt insgesamt höchstens eine Stunde.
Ansonsten lungerten sie in ihrem Zimmer herum und verhielten sich äußerst seltsam.
Gegen drei Uhr am Morgen drang stets eine Art Wecksignal mit bombastischen chinesischen Klängen durch die Wohnung. Ansonsten blieb es sehr ruhig in dem Gästezimmer.
Verdächtig ruhig.
Eines Abends stand ich in der Küche und bereitete ein Mahlzeit zu.
Der Kommunikator kam herein und lieh sich für die abendliche Flasche Rioja den Korkenzieher aus.
Ich gebe den darauf folgenden Dialog wörtlich wieder:
Kommunikator: "Ever been to Taiwan?"
Waldorff: "Not really.".
Kommunikator: "Ah, come to Taiwan, make a lot of money. Everything high-tech in Taiwan. Haaahaha. Ha. Ha."
(Geht ab).
Unglaublich. Einfach unglaublich.
Wir haben nie erfahren, ob die beiden Herren auf der Messe etwas ge- oder verkauft haben.
Vielleicht diente ihr Aufenthalt in unserem Land ja ganz anderen Zwecken.
Möglicherweise ging von Anbeginn ihrer Unternehmung mit dem Verlust des Gepäcks etwas schief und sie trauten sich nicht, es den Vorgesetzten in Taipeh mitzuteilen.
Ihre verfrühte Rückkehr von der ausländischen Messe hätte wohl Schande über sie gebracht und sie zogen es daher vor, die Tage einfach rumzubringen.
Was weiß denn ich.
Aber gefährlich schienen sie nicht zu sein.
Waldorff, 15:59h
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Dienstag, 15. März 2005
Völlig überraschend!
Die 9live-Spielchen sind seltsam, das fällt Menschen durchaus auf.
Auch wenn sie Herrn Scholz nicht von früher kennen und deshalb nicht abgelenkt sind.
Denn die Regeln werden niemandem verraten und von Spielrunde zu Spielrunde verändert.
Illegales Glücksspiel? Aber nicht doch.
"Wer lange genug zuschaue, verstehe auch irgendwann die Regeln."
Sagt niemand vom Sender, sondern der Geschäftsführer der "Bayerischen Landeszentrale für neue Medien"- also der für 9live zuständigen Aufsichtsbehörde
Das hat was von Einhandklatschen in Kyoto. Das ist reiner Zen.
Spirituell. Unglaublich.
PlusMinus-Beitrag
Auch wenn sie Herrn Scholz nicht von früher kennen und deshalb nicht abgelenkt sind.
Denn die Regeln werden niemandem verraten und von Spielrunde zu Spielrunde verändert.
Illegales Glücksspiel? Aber nicht doch.
"Wer lange genug zuschaue, verstehe auch irgendwann die Regeln."
Sagt niemand vom Sender, sondern der Geschäftsführer der "Bayerischen Landeszentrale für neue Medien"- also der für 9live zuständigen Aufsichtsbehörde
Das hat was von Einhandklatschen in Kyoto. Das ist reiner Zen.
Spirituell. Unglaublich.
PlusMinus-Beitrag
Waldorff, 16:23h
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Noch was zum Thema Japan
Als Hikikomori (zu Deutsch: sich einschließen) werden in Japan Menschen bezeichnet, die sich in ihrer Wohnung oder ihrem Zimmer einschließen und dieses kaum noch verlassen. Die Zahl der Betroffenen beläuft sich auf ca. 1 Million Japaner. Häufig sind Versagensängste in der japanischen Leistungsgesellschaft
der Grund für diese Verweigerungshaltung, 20 % der befragten Männer hatten Erfahrungen mit häuslicher Gewalt, 14 % der Frauen litten unter Essstörungen.
Ein genauer Auslöser kann jedoch in 40 % der Fälle nicht festgestellt werden. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung handelt es sich bei Hikikomoris nicht um eine besondere Ausprägung der Otaku. Anstatt völlig in einem Hobby aufzugehen, fehlt den Hikikomoris schlicht und einfach die Kraft, aus dem Haus zu gehen. Es handelt sich auch nicht um einen Trend der Jugend, da das Durchschnittsalter bei 27 Jahren liegt und 1/3 der Betroffenen bereits über 30 sind.
Wikipedia: Hikikomori
der Grund für diese Verweigerungshaltung, 20 % der befragten Männer hatten Erfahrungen mit häuslicher Gewalt, 14 % der Frauen litten unter Essstörungen.
Ein genauer Auslöser kann jedoch in 40 % der Fälle nicht festgestellt werden. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung handelt es sich bei Hikikomoris nicht um eine besondere Ausprägung der Otaku. Anstatt völlig in einem Hobby aufzugehen, fehlt den Hikikomoris schlicht und einfach die Kraft, aus dem Haus zu gehen. Es handelt sich auch nicht um einen Trend der Jugend, da das Durchschnittsalter bei 27 Jahren liegt und 1/3 der Betroffenen bereits über 30 sind.
Wikipedia: Hikikomori
Waldorff, 15:54h
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Meine Fresse
Wikipedia: Carsten Spengemann
"Er war kurzzeitig mit der Fernsehmoderatorin Anna Heesch verheiratet.
In der Boulevardpresse wurde über den Streit mit Heesch um das Sorgerecht
für den gemeinsamen Hund auch über die Unterschlagung eines Rings durch
Spengemann ausführlich berichtet.
Im Februar 2003 behauptete Spengemann, Enkel des Schauspielers Hans Albers
zu sein, ohne dies jedoch belegen zu können."
"Er war kurzzeitig mit der Fernsehmoderatorin Anna Heesch verheiratet.
In der Boulevardpresse wurde über den Streit mit Heesch um das Sorgerecht
für den gemeinsamen Hund auch über die Unterschlagung eines Rings durch
Spengemann ausführlich berichtet.
Im Februar 2003 behauptete Spengemann, Enkel des Schauspielers Hans Albers
zu sein, ohne dies jedoch belegen zu können."
Waldorff, 15:36h
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Montag, 7. März 2005
Messebesuch
"Ausstellerausweis!", gnarzt mich ein Gnom von hinten an.
Das ist keine Frage. Und schon gar keine freundliche.
Kein Schild mit der Aufforderung, sich auszuweisen.
Nur ein Parkplatz, ein eingerissener Zaun und ein unangenehm riechender Mann mit Mütze.
Nun gut, wir sind in Franken.
Ich habe keinen Ausweis. Noch nicht mal eine Eintrittskarte.
Aber der Mann mit der Mütze kann mir zumindest sagen, wie ich zum "Eingang Ost" komme, denn da wird mir meine charmante Begleiterin eine Karte über die Absperrung reichen.
Damit komme ich in die "BioFach", der laut Selbstankündigung "Weltleitmesse für Bio-Produkte".
Kleiner haben sie es nicht - und das in Nürnberg.
Nach dem unschönen Auftakt klappt dann jedoch alles bestens.
Es ist der letzte Tag der Weltleitmesse, die Aussteller werden gegen Mittag anfangen, ihre Stände abzubauen, und so manch leckeres Bio-Produkt wird von ihnen nicht mehr mit
nach Hause genommen.
Der Messeprofi weiß das und rüstet sich mit Tüten und Rucksäcken. Manch Hamsterer zieht gleich einen Leiterwagen hinter sich her.
"Die Packungen kriegten Flügel", seufzt der Vertreter einer Kosmetikfirma auf die Frage, warum die Musterpackungen alle leer seien.
Überhaupt das Publikum: Ich habe es mir anders vorgestellt.
Gut, ich sehe den Hardcore-Öko mit Spitzbart, biologisch unbedenklichem Oberteil, Cargohose, Stiefel und Kindertragetasche auf dem Rücken.
Auch die energisch ausschreitenden, sportlichen Gesundomas mit trittfesten Flachabsätzen und Kurzhaarschnitt sind reichlich vertreten. Standardfrage: "Alles Bio?"
Die überwiegende Mehrheit der Besucher besteht allerdings aus Geschäftsleuten, wie man sie auch auf jeder anderen Messe beobachten kann - einschließlich der obligatorisch aufgeluderten Damen zumeist osteoropäischer Provenienz, die immer auf Messen zu sehen sind.
Eine ganze Halle widmet sich ökologisch angebauten Weinen. Da ist in einem Vortrag viel von "Mineralität" und "Ausbau" die Rede. Vielen Besuchern ist das jedoch völlig egal. Sie testen schon seit Stunden Weine aus verschiedensten Ländern und taumeln bedenklich unkoordiniert durch die "Verkostungszone".
Dann doch lieber in der Nachbarhalle ein frisch gezapftes Pils. Wie so vieles hier ist es kostenlos. Deshalb die lange Schlange.
Turbantragende yogische Flieger schenken Tee aus Thermoskannen aus, die Griechen bieten wohlschmeckenden Ziegenkäse und Oliven an, Öl und Schinken gibt es bei den Italienern, Sherry bei den Spaniern - wir schieben uns durch die Hallen und sagen nicht nein.
Zwischendurch setzt sich meine Freundin auf einen neuartigen Massagestuhl, der vollautomatisch Verspannungen des Rückens löst - eine Viertelstunde knüppelt, streichelt und schüttelt der wundersame Sessel sie durch.
"Sehr interessant, das alles", denke ich mir, während ich mit geschicktem Griff herrenlose Pastinaken, Gratis-Teeproben und Trockenfrüchte in den Rucksack befördere.
Als ich mir japanische Räucherkerzen ansehe, höre ich die Frau vom Stand mit einer Besucherin plaudern.
Mit siegessicherem Lächeln teilt sie dieser mit: "Na, des iss klar - wenn dann der Saturn im zweiten Haus steht!"
Alles klar.
Ah, ein hauptberuflicher Filzkünstler mit eigenem Atelier neben einem Matratzenverkäufer mit Elektrosmog-Meßstation.
Trockenmangos aus Sri Lanka.
Und immer wieder vegetarische Brotaufstriche.
Ja, meine Dame, auch für Veganer.
Und dann wieder Trockenfrüchte. Mehr Trockenfrüchte. Ganz viel Trockenfrüchte. Ganze Drittweltländer trocknen Früchte.
Aber fair, Du.
Es geht nicht nur ums Geschäft.
Nachhaltig ist alles. Und ganzheitlich.
Zufrieden lächeln Indios und Afrikaner auf den Fotos an den Wänden der Messestände.
Die schuften schwer und tragen, säen und sortieren.
Aber sie werden ja fair entlohnt. Heißt es.
Was es nicht alles gibt. Langsam wird es mir zuviel.
Die Pastinaken schmeckten übrigens gut.
Das ist keine Frage. Und schon gar keine freundliche.
Kein Schild mit der Aufforderung, sich auszuweisen.
Nur ein Parkplatz, ein eingerissener Zaun und ein unangenehm riechender Mann mit Mütze.
Nun gut, wir sind in Franken.
Ich habe keinen Ausweis. Noch nicht mal eine Eintrittskarte.
Aber der Mann mit der Mütze kann mir zumindest sagen, wie ich zum "Eingang Ost" komme, denn da wird mir meine charmante Begleiterin eine Karte über die Absperrung reichen.
Damit komme ich in die "BioFach", der laut Selbstankündigung "Weltleitmesse für Bio-Produkte".
Kleiner haben sie es nicht - und das in Nürnberg.
Nach dem unschönen Auftakt klappt dann jedoch alles bestens.
Es ist der letzte Tag der Weltleitmesse, die Aussteller werden gegen Mittag anfangen, ihre Stände abzubauen, und so manch leckeres Bio-Produkt wird von ihnen nicht mehr mit
nach Hause genommen.
Der Messeprofi weiß das und rüstet sich mit Tüten und Rucksäcken. Manch Hamsterer zieht gleich einen Leiterwagen hinter sich her.
"Die Packungen kriegten Flügel", seufzt der Vertreter einer Kosmetikfirma auf die Frage, warum die Musterpackungen alle leer seien.
Überhaupt das Publikum: Ich habe es mir anders vorgestellt.
Gut, ich sehe den Hardcore-Öko mit Spitzbart, biologisch unbedenklichem Oberteil, Cargohose, Stiefel und Kindertragetasche auf dem Rücken.
Auch die energisch ausschreitenden, sportlichen Gesundomas mit trittfesten Flachabsätzen und Kurzhaarschnitt sind reichlich vertreten. Standardfrage: "Alles Bio?"
Die überwiegende Mehrheit der Besucher besteht allerdings aus Geschäftsleuten, wie man sie auch auf jeder anderen Messe beobachten kann - einschließlich der obligatorisch aufgeluderten Damen zumeist osteoropäischer Provenienz, die immer auf Messen zu sehen sind.
Eine ganze Halle widmet sich ökologisch angebauten Weinen. Da ist in einem Vortrag viel von "Mineralität" und "Ausbau" die Rede. Vielen Besuchern ist das jedoch völlig egal. Sie testen schon seit Stunden Weine aus verschiedensten Ländern und taumeln bedenklich unkoordiniert durch die "Verkostungszone".
Dann doch lieber in der Nachbarhalle ein frisch gezapftes Pils. Wie so vieles hier ist es kostenlos. Deshalb die lange Schlange.
Turbantragende yogische Flieger schenken Tee aus Thermoskannen aus, die Griechen bieten wohlschmeckenden Ziegenkäse und Oliven an, Öl und Schinken gibt es bei den Italienern, Sherry bei den Spaniern - wir schieben uns durch die Hallen und sagen nicht nein.
Zwischendurch setzt sich meine Freundin auf einen neuartigen Massagestuhl, der vollautomatisch Verspannungen des Rückens löst - eine Viertelstunde knüppelt, streichelt und schüttelt der wundersame Sessel sie durch.
"Sehr interessant, das alles", denke ich mir, während ich mit geschicktem Griff herrenlose Pastinaken, Gratis-Teeproben und Trockenfrüchte in den Rucksack befördere.
Als ich mir japanische Räucherkerzen ansehe, höre ich die Frau vom Stand mit einer Besucherin plaudern.
Mit siegessicherem Lächeln teilt sie dieser mit: "Na, des iss klar - wenn dann der Saturn im zweiten Haus steht!"
Alles klar.
Ah, ein hauptberuflicher Filzkünstler mit eigenem Atelier neben einem Matratzenverkäufer mit Elektrosmog-Meßstation.
Trockenmangos aus Sri Lanka.
Und immer wieder vegetarische Brotaufstriche.
Ja, meine Dame, auch für Veganer.
Und dann wieder Trockenfrüchte. Mehr Trockenfrüchte. Ganz viel Trockenfrüchte. Ganze Drittweltländer trocknen Früchte.
Aber fair, Du.
Es geht nicht nur ums Geschäft.
Nachhaltig ist alles. Und ganzheitlich.
Zufrieden lächeln Indios und Afrikaner auf den Fotos an den Wänden der Messestände.
Die schuften schwer und tragen, säen und sortieren.
Aber sie werden ja fair entlohnt. Heißt es.
Was es nicht alles gibt. Langsam wird es mir zuviel.
Die Pastinaken schmeckten übrigens gut.
Waldorff, 20:44h
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Montag, 28. Februar 2005
Tierfreunde
Am 1. Juli 1614 muß die Geschäftsleitung des Handelshauses Welser in Augsburg zugeben, nicht mehr zahlungsfähig zu sein.
Und im Königreich Frankreich werden zum letzten Male vor der Revolution, die 175 Jahre später erfolgen wird, die Generalstände einberufen.
Im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation ist man noch vier Jahre vom Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges entfernt.
Lange her? Sicher.
Dennoch erscheint in diesem Jahr das maßgebliche Lehrwerk des Vatikans zum Thema Teufelsaustreibung.
Und bislang gab es keine Neufassung. Seit 1614 nicht.
Obwohl das Böse immer droht.
Kleine Mädchen schreiben sich "HIM" oder 666 mit Filzstift in die Armbeuge und tanzen zu satanischer Musik. Es ist schlimm.
Und keine neuen Weisungen aus Rom. So konnte es nicht weitergehen.
Auch der Vatikan empfand wohl die dringende Notwendigkeit einer neuen Anleitung für katholische Geistliche, um ihnen den kanonischen Weg zur Austreibung des Teufels und jeder anderen Art von Besessenheit aufzuzeigen. Eine feine Sache, das.
Nach nur zehnjähriger Arbeit erschien im Oktober 2003 in der "Libreria Editrice Vaticana" das schöne Werk "De exorcismis et supplicationibus quibusdam".
Hinweis: Das 88-seitige Brevier mit festem Umschlag ist momentan zum Sonderpreis erhältlich und sorgt endlich für verläßliche Regeln im Umgang mit dem Teufel.
Die stetig wachsende Gemeinde der Exorzisten atmet auf.
Und seit dem 17. Februar können Geistliche an der Universität "Regina Apostolorum" in Rom gegen eine Gebühr von 180 Euro Diplom-Exorzisten werden.
Mit den richtigen Ritualen und Gebetsformeln schafft man das.
Na denn. In Gottes Namen.
Und im Königreich Frankreich werden zum letzten Male vor der Revolution, die 175 Jahre später erfolgen wird, die Generalstände einberufen.
Im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation ist man noch vier Jahre vom Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges entfernt.
Lange her? Sicher.
Dennoch erscheint in diesem Jahr das maßgebliche Lehrwerk des Vatikans zum Thema Teufelsaustreibung.
Und bislang gab es keine Neufassung. Seit 1614 nicht.
Obwohl das Böse immer droht.
Kleine Mädchen schreiben sich "HIM" oder 666 mit Filzstift in die Armbeuge und tanzen zu satanischer Musik. Es ist schlimm.
Und keine neuen Weisungen aus Rom. So konnte es nicht weitergehen.
Auch der Vatikan empfand wohl die dringende Notwendigkeit einer neuen Anleitung für katholische Geistliche, um ihnen den kanonischen Weg zur Austreibung des Teufels und jeder anderen Art von Besessenheit aufzuzeigen. Eine feine Sache, das.
Nach nur zehnjähriger Arbeit erschien im Oktober 2003 in der "Libreria Editrice Vaticana" das schöne Werk "De exorcismis et supplicationibus quibusdam".
Hinweis: Das 88-seitige Brevier mit festem Umschlag ist momentan zum Sonderpreis erhältlich und sorgt endlich für verläßliche Regeln im Umgang mit dem Teufel.
Die stetig wachsende Gemeinde der Exorzisten atmet auf.
Und seit dem 17. Februar können Geistliche an der Universität "Regina Apostolorum" in Rom gegen eine Gebühr von 180 Euro Diplom-Exorzisten werden.
Mit den richtigen Ritualen und Gebetsformeln schafft man das.
Na denn. In Gottes Namen.
Waldorff, 17:31h
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Montag, 1. November 2004
Schwedischer Apfelkuchen
Zutaten
Teig:
150 g Butter (weich)
300 g Mehl
Prise Salz, 2 EL Wasser
Belag:
100 g Butter (flüssig)
150 g Zucker
2 Eier
4-5 grob geriebene Äpfel (Boskop)
Springform
Backen:
175 ° / 45 min
Die Butter für den Teig weich werden lassen. Jetzt mit Mehl, Salz und Wasser den Teig kneten. Hält sich auch etwas im Kühlschrank, eignet sich daher hervorragend zur Vorbereitung des Backens.
Die restliche Butter in der warmen Pfanne zerlaufen lassen. Geben wir der Butter einige Augenblicke Zeit, um leicht abzukühlen. Wir wollen doch nicht, daß die Eier flocken. Das sieht nicht schön aus. Dann rühren wir Eier und Zucker mit der flüssigen Butter zu einer harmonischen Substanz zusammen. Schließlich verteilen wir sie auf dem Teig, den wir in einer Springform gleichmäßig ausgebreitet haben.
Das sieht schon sehr lecker aus und duftet nach Wärme, Backstube und der Gemütlichkeit, im Winter drinnen zu sein. Aber noch sind wir nicht fertig. Erinnern wir uns: Es soll ein Apfelkuchen werden.
Die Äpfel werden geschält und mit der Universalreibe rasch in ein kleines Häuflein verwandelt, das seinen Platz ebenfalls in der Springform findet.
Inzwischen befinden wir uns vom in der Küche liegenden Geruch von Teig, Butter und Äpfeln und dem Licht im munter vor sich hin heizenden Backofen in einer Stimmung der ausufernden Vorfreude, die allerdings in nackte Gier umzuschlagen droht. Mit letzter Kraft schieben wir die Form in den Ofen und verlassen die Küche.
Nach dreimal fünfzehn Minuten zieht ein verführerischer Apfelduft durch Wohnung und Haus und Nachbarn klingeln mit den abstrusesten Ausreden für den Grund ihres Besuchs. Die Stücke sind schneller verteilt, als man je geglaubt hätte. Es bleibt nie etwas übrig. Niemals. Nun ja. Machen wir morgen einfach noch einen.
Teig:
150 g Butter (weich)
300 g Mehl
Prise Salz, 2 EL Wasser
Belag:
100 g Butter (flüssig)
150 g Zucker
2 Eier
4-5 grob geriebene Äpfel (Boskop)
Springform
Backen:
175 ° / 45 min
Die Butter für den Teig weich werden lassen. Jetzt mit Mehl, Salz und Wasser den Teig kneten. Hält sich auch etwas im Kühlschrank, eignet sich daher hervorragend zur Vorbereitung des Backens.
Die restliche Butter in der warmen Pfanne zerlaufen lassen. Geben wir der Butter einige Augenblicke Zeit, um leicht abzukühlen. Wir wollen doch nicht, daß die Eier flocken. Das sieht nicht schön aus. Dann rühren wir Eier und Zucker mit der flüssigen Butter zu einer harmonischen Substanz zusammen. Schließlich verteilen wir sie auf dem Teig, den wir in einer Springform gleichmäßig ausgebreitet haben.
Das sieht schon sehr lecker aus und duftet nach Wärme, Backstube und der Gemütlichkeit, im Winter drinnen zu sein. Aber noch sind wir nicht fertig. Erinnern wir uns: Es soll ein Apfelkuchen werden.
Die Äpfel werden geschält und mit der Universalreibe rasch in ein kleines Häuflein verwandelt, das seinen Platz ebenfalls in der Springform findet.
Inzwischen befinden wir uns vom in der Küche liegenden Geruch von Teig, Butter und Äpfeln und dem Licht im munter vor sich hin heizenden Backofen in einer Stimmung der ausufernden Vorfreude, die allerdings in nackte Gier umzuschlagen droht. Mit letzter Kraft schieben wir die Form in den Ofen und verlassen die Küche.
Nach dreimal fünfzehn Minuten zieht ein verführerischer Apfelduft durch Wohnung und Haus und Nachbarn klingeln mit den abstrusesten Ausreden für den Grund ihres Besuchs. Die Stücke sind schneller verteilt, als man je geglaubt hätte. Es bleibt nie etwas übrig. Niemals. Nun ja. Machen wir morgen einfach noch einen.
Waldorff, 13:58h
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Samstag, 30. Oktober 2004
Hochhuth kommt vor dem Fall
Und dann fing er an, so richtig merkwürdig zu werden. Irgendwann, nachdem er den "Stellvertreter" gelesen hatte. Hochhuth kommt vor dem Fall, man kennt das ja.
Waldorff, 23:46h
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Peperonata. Oder Letscho.
Zutaten:
2 EL Olivenöl
2 gr. Zwiebeln
2-3 grüne Paprikaschoten
300 g geschälte Tomaten
2 EL trockener Weißwein
Salz
Pfeffer
Chillipulver
Rioja (zum Trinken während des Kochens)
Zubereitung:
Gute Musik auflegen. Tom Waits oder etwas ähnlich depressives. Man kann auch wehmütige Lieder singen. Wenn man alleine wohnt. Wichtig: Schon während der Zubereitung sollte ein trockener, schlichter, aber deswegen keineswegs anspruchsloser Rotwein in Griffnähe bereitstehen. Ich empfehle hierfür einen Mittelklasse-Rioja aus dem örtlichen Supermarkt. Dann geht's los mit dem eigentlichen Köcheln. Das Olivenöl in einem Topf erhitzen. Darin die Zwiebeln, die in halbe Ringe geschnitten wurden, bei kleiner Hitze langsam weichdünsten. Nicht zu stark erhitzen, nur langsam bei kleiner Hitze quälen. Ein bißchen Geduld muß sein, sonst schmeckt's nicht. Inzwischen sind die Paprikaschoten geputzt und gewürfelt worden. Mit blasiertem Gesichtsausdruck und dem Ausruf: "Das ist wie mit den Frauen" oder auch "Die Frauen sind alle gleich! Scheiße!" werden sie zu den Zwiebeln geworfen und weitere 10 Minuten mitgedünstet. Anschließend Tomaten und Weißwein einrühren, nochmals 5 Minuten dünsten. Dann die Hitze locker erhöhen und unter gleichmäßigem Rühren einkochen, bis die meiste Flüssigkeit verkocht ist. Jetzt mit Salz, Pfeffer und Chillipulver abschmecken. Wenn jemand aus dem Freundeskreis dieses obskure Paprikagewürz vom letzten Ungarnurlaub mitgebracht hat (im Säckchen oder der Tube) - immer rein damit.
Guten Appetit!
2 EL Olivenöl
2 gr. Zwiebeln
2-3 grüne Paprikaschoten
300 g geschälte Tomaten
2 EL trockener Weißwein
Salz
Pfeffer
Chillipulver
Rioja (zum Trinken während des Kochens)
Zubereitung:
Gute Musik auflegen. Tom Waits oder etwas ähnlich depressives. Man kann auch wehmütige Lieder singen. Wenn man alleine wohnt. Wichtig: Schon während der Zubereitung sollte ein trockener, schlichter, aber deswegen keineswegs anspruchsloser Rotwein in Griffnähe bereitstehen. Ich empfehle hierfür einen Mittelklasse-Rioja aus dem örtlichen Supermarkt. Dann geht's los mit dem eigentlichen Köcheln. Das Olivenöl in einem Topf erhitzen. Darin die Zwiebeln, die in halbe Ringe geschnitten wurden, bei kleiner Hitze langsam weichdünsten. Nicht zu stark erhitzen, nur langsam bei kleiner Hitze quälen. Ein bißchen Geduld muß sein, sonst schmeckt's nicht. Inzwischen sind die Paprikaschoten geputzt und gewürfelt worden. Mit blasiertem Gesichtsausdruck und dem Ausruf: "Das ist wie mit den Frauen" oder auch "Die Frauen sind alle gleich! Scheiße!" werden sie zu den Zwiebeln geworfen und weitere 10 Minuten mitgedünstet. Anschließend Tomaten und Weißwein einrühren, nochmals 5 Minuten dünsten. Dann die Hitze locker erhöhen und unter gleichmäßigem Rühren einkochen, bis die meiste Flüssigkeit verkocht ist. Jetzt mit Salz, Pfeffer und Chillipulver abschmecken. Wenn jemand aus dem Freundeskreis dieses obskure Paprikagewürz vom letzten Ungarnurlaub mitgebracht hat (im Säckchen oder der Tube) - immer rein damit.
Guten Appetit!
Waldorff, 20:55h
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Der geniale Ölteig
Ich weiß ja. Mit dem Adjektiv "genial" sollte man sehr behutsam umgehen. Schon Robert Musil beklagt in seinem "Mann ohne Eigenschaften" die allgemeine Sprach- und Gedankenverrohung mit dem Beispiel des "genialen Rennpferdes".
Aber: In meiner Familie firmiert dieser Ölteig nun mal unter der Bezeichnung "genial". Das ist so. Und es liegt daran, daß man mit ihm alles machen kann, er schnell herzustellen ist und immer gelingt. Und das ist genial. Wer ihn je aß, der wird es bestätigen.
Man kann ihn als Ersatz für Pizzateig verwenden, Gemüsekuchen mit ihm backen, improvisieren - er eignet sich für alles.
1 Päckchen Quark
6 EL Milch
6 EL Öl
( 75 g Zucker)
( 1 Päckchen Vanillezucker)
1 Prise Salz
300 g Mehl
1 Backpulver
bei 180 Grad 35 - 40 min.
Aber: In meiner Familie firmiert dieser Ölteig nun mal unter der Bezeichnung "genial". Das ist so. Und es liegt daran, daß man mit ihm alles machen kann, er schnell herzustellen ist und immer gelingt. Und das ist genial. Wer ihn je aß, der wird es bestätigen.
Man kann ihn als Ersatz für Pizzateig verwenden, Gemüsekuchen mit ihm backen, improvisieren - er eignet sich für alles.
1 Päckchen Quark
6 EL Milch
6 EL Öl
( 75 g Zucker)
( 1 Päckchen Vanillezucker)
1 Prise Salz
300 g Mehl
1 Backpulver
bei 180 Grad 35 - 40 min.
Waldorff, 20:46h
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