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Mittwoch, 9. August 2006
Krieg macht Spaß
Halbnackte Damen, die den Zuschauer stöhnend auffordern, irgendwelche Telefonnummern zu wählen, sind mir als Vor-dem-Fernseh-Einnicker seit vielen Jahren vertraut. Als ich vor ein paar Tagen nach sanftem Schlummer auf der Couch erwachte, sah ich etwas anderes. Einen US-amerikanischen Flugzeugträger, auf dem Kampfjets landeten. Dazu schmissige Rockmusik, schnelle Schnitte, Bilder von Explosionen, ein erklärender Kommentar über neue Entwicklungen der US-Wehrtechnik und Kriegsstrategie, Computersimulationen, ein Interview mit einem Soldaten.
3D-Grafiken, auf denen kleinste moderne Waffensysteme als technisch faszinierende Gadgets vorgestellt wurden, erklärten die ingenieurstechnischen Meisterleistungen des militärisch-industriellen Komplexes. Thema: Krieg macht Spaß. Eine kritische Stimme wurde bei alldem nicht laut. Ethik? Völkerrecht? I wo. Ich griff irritiert zur Fernbedienung und fand heraus, welcher Sender gerade lief: N24. Ach so. Die senden also lupenreines Militainment im Sinne des Pentagons. Wohl schon seit Jahren. Was für ein Dreck. Ich habs nur deshalb bislang nicht mitbekommen, weil ich keinen eigenen Fernseher besitze und bei Freunden oder bei Mama nicht immer auf der Couch einschlafe, während gerade N24 eingeschaltet ist. Das passiert mir nicht mehr.
Ich meine das Einschalten.
Da werde ich ja noch lieber vom "Ruf-mich-an"-Keuchen geweckt.
Waldorff, 10:08h

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Freitag, 21. Juli 2006
Lautlos
Diesmal verlief der sommerliche Abend sehr diesseitig. Zumindest haben der laute Exorzist respektive der oder die Besessene (siehe unten) nichts von sich hören lassen. Hoffentlich bleibt das so. Allerdings würde es mich schon interessieren, was in der Nacht zum 20. Juli wirklich passiert ist. Aber einfach mal bei den Häusern der Nachbarschaft klingeln und ganz unverblümt fragen, scheidet als Option aus. "Ja, hallo auch - und wie siehts aus? Schon das Ausfahrwort gesprochen? Ah, schön. Rückkehrverbot war erfolgreich? Das freut mich."
Eher nicht.
Waldorff, 12:34h

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Donnerstag, 20. Juli 2006
Dämonen im Garten
Gestern abend saßen wir zusammen auf der Terrasse. Meine Freundin, ihre Schwester und ich. Die Schwester hatte eine Flasche kühlen Sekts mitgebracht. Einen Anlaß für dieses Treffen gab es nicht. So etwas brauchen wir nicht. Wir zündeten Kerzen an und beobachteten, wie es langsam dunkel wurde. Das Thermometer zeigte noch 28 Grad an. Wir tranken unseren Sekt und erzählten uns gegenseitig von unserem Tag. Die Gärten waren voller Geräusche. Nachbarn gossen ihren Rasen und redeten miteinander, die Zikaden zirpten, die Vögel zwitscherten, die dicke Katze strich durch das Gebüsch. Unter diese Geräusche mischte sich ein anderes, sonderbares, das ich nicht einordnen konnte. Ein Grummeln, Röhren, Zischen, Brummeln und Stöhnen. Ein defekter Rasenmäher? Es war ein wenig unheimlich. Ich sagte nichts. Nach einiger Zeit merkte ich an den Blicken der beiden Damen, dass auch sie mittlerweile auf diese seltsamen Töne aufmerksam geworden waren. Das war einerseits beruhigend, denn ich hatte schon befürchtet, unter Einbildungen zu leiden. Andererseits wurden diese Schreckenslaute damit zu einer bestätigten Realität. Zunächst ließen wir uns nicht beirren. Unser Gespräch wandte sich trotzig hellen, sommerlichen und lebensbejahenden Themen zu. Frau Waldorff und ihre Schwester erzählten mir von jugendlichen Urlauben auf griechischen Inseln und ihrer Zeit als Quasi-Gogo-Tänzerinnen in der Insel-Disco, als sie reichlich Tequila Slammer tranken, sich von Schafskäse und Keksen ernährten und ganz allgemein wohl viel Spaß hatten. Zumindest erschien es ihnen im Rückblick so. An vieles erinnern sich die beiden aber einfach nicht mehr. Siehe Tequila Slammer. Währenddessen war es bis auf die Zikaden (die vielleicht nur Grillen waren, wer weiß das schon so genau) sehr ruhig geworden. Da war aber noch immer dieses nicht zu identifizierende Geräusch, das auch den beiden Damen nicht geheuer war. Frau Waldorff meinte, es könnte sich um ein fernsteuerbares Auto handeln. Die Kinder der Siedlung waren inzwischen jedoch schon alle im Bett. Im übrigen konnten wir jetzt hören, dass es keinesfalls ein mechanisches Geräusch sein konnte. Es musste eine Stimme sein. Einzelne Worte wurden artikuliert. Nicht so, dass wir sie verstehen und deuten konnten. Aber wir waren sicher: Es war eine Stimme. Und plötzlich wusste ich, an was mich diese gepresste, quengelnde und laute Stimme erinnerte. An schlechte Filme, in denen fragwürdige Priester mit blutunterlaufenen Augen Teufel und dergleichen austreiben. Auf dem Bett liegt dann stets eine "besessene" Frau (es sind immer Frauen), aus der dann eine Stimme (nicht ihre eigene) wütend und derb den Priester und das Christentum beschimpft. Traditionell klingt diese Stimme genau wie die Stimme, die wir gestern hörten. Solche Austreibungen kommen ja wieder in Mode, wie ich letztes Jahr feststellte. Gestern war diese Dämonengeschichte einfach ein klassischer Fall von Party Pooping. Unverschämtheit. Irgendwann hatte der Exorzist gestern Feierabend gemacht. Wir hörten jedenfalls nichts mehr. Hoffentlich kommt er nicht wieder.
Waldorff, 10:44h

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Montag, 17. Juli 2006
Doppelgänger
In diesem Sommer scheint unsere Welt von Doppelgängern heimgesucht zu werden. Am Wochende hatte Herr Stachanow Richard Gere im Garten. Als sei das alles nicht sensationell genug, habe ich vor kurzem auch noch Debbie Harry in meinem Viertel gesehen. Sie trug ein rosakariertes Wanderhemd, graue Wanderhosen und schwarze Wanderschuhe. Während sie mit dem Fahrrad an mir vorbeifuhr, kräuselte sie ihre markante Oberlippe auf typische Harry-Art und funkelte mich etwas ungnädig an.
Ich starrte verwirrt zurück.
Aber wahrscheinlich war es auch in meinem Fall nur eine Lookalike-Harry. Immerhin.
Waldorff, 13:09h

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Mittwoch, 12. Juli 2006
Ich bin ein Rüttler
Manchmal rüttle ich kurz an der Tür.
Nicht an irgendwelchen fremden Türen und nicht ständig. Aber ich habe mich dabei ertappt, dass ich nach dem Abschließen meiner Wohnungstür gerne kurz an ihr rüttle, um zu überprüfen, ob sie auch wirklich abgesperrt ist. Als ich meiner Schwester davon berichtete, sagte sie erstaunt: "Du rüttelst? Ich bin auch eine Rüttlerin!". Dann bekannte sie, wie sie nach ausgiebigem Rütteln an ihrer Wohnungstür bereits zweimal den Türgriff abgerissen hatte. Ich werde diese kleine Zwangsstörung im Auge behalten müssen. Noch habe ich keine Türen zerstört.
Waldorff, 16:01h

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Montag, 10. Juli 2006
Verlogenheit
Am Wochenende besuchte ich eines dieser netten Nachbarschafts-Straßenfeste. Da wurden Tische und Bänke auf die Straße gestellt, ein Zeltdach über die Bänke gespannt und ein Buffet mit mitgebrachten Speisen bestückt. Die Nachbarskinder spielten Fußball, die gekühlten Getränke gab es zum Selbstkostenpreis. Nachbarn, die sich das Jahr über wenig bis gar nicht sehen, saßen zusammen und tauschten Klatsch und Neuigkeiten aus. Ein fröhlich betriebsames Brummen lag in der Straße und das Leben war schön. Aber dann kamen sie: zwei Frauen und ein Mann in legerer Freizeitkleidung und bestickten Kappen. Alle um die Mitte Vierzig. Sie hatten Bongos dabei. Ich ahnte schlimmes. Richtig - da legten sie auch schon angriffslustig los. Mit einem aufdringlich lauten Stammestanz, ergänzt um einen debilen Reim, der den Namen der Straße enthielt und auf "Ho!!!" oder "Ach so!!!" endete. Dazu wurde unrhythmisch getrommelt. Die Choreographie bestand aus einem steif germanischen Ausfallschritt, währenddessen klatschten die Bongospieler in die Hände und reckten ihre Fäuste in den sommerlichen Himmel. Ich drehte mich langsam auf meiner Bierbank in die Richtung der Ruhestörer und lächelte verkniffen. Die Gruppe brüllte noch einen Reim. Mein Lächeln wurde immer maskenhafter. Und noch ein Reim. Nun schien es den dreien richtig Spaß zu machen. Sie hatten ihre letzten zivilisatorischen Hemmungen abgelegt, lächelten fanatisch ihre Nachbarn an und fühlten sich offenkundig so richtig ganzheitlich wohl. Ich mich nicht. Als ich um mich blickte, sah ich in andere angestrengt lächelnde Gesichter. Als die Bongospieler schließlich abzogen, war meine Laune hinüber. Ich muss es einfach mal gestehen: Ich kann solche Leute nicht leiden. Sie gehören zu dieser "Lass es einfach raus, Du" - Spezies von, na sagen wir, Musiktherapeuten oder Psychologen, die im Eine-Welt-Laden einkaufen, sich für in jeder Hinsicht befreit halten aber in Wahrheit spießig und reaktionär bis ins Mark sind. Und ihre Zugehfrau mit einem Hungerlohn ausbeuten. So. Reine Vorurteile. Stimmt sicher alles nicht. Aber ich konnte es mir beim Anblick der Bongospieler verdächtig gut vorstellen.
Waldorff, 11:28h

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Mittwoch, 28. Juni 2006
Post aus Peru
Heute fand ich eine Ansichtskarte aus Peru in meinem Briefkasten. Einer meiner besten Freunde treibt sich seit fast zwei Monaten in Südamerika herum. Vor drei Wochen scheint er in Machu Picchu gewesen zu sein. Dort wurde jedenfalls die Karte abgestempelt.
Indianermarkt im Andenhochland.
Da will ich auch mal hin.
Waldorff, 14:59h

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Mittwoch, 14. Juni 2006
Neologismus
"Aufpfauen" als männliches Pendant zum von mir gern verwendeten "Aufludern".
Sagte meine Freundin beim Anblick modisch aufgerüsteter WM-Kicker.
Waldorff, 18:20h

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Freitag, 12. Mai 2006
Satori im Park. Nirwana im Blütenstaub.
Als ich heute mit einem Beutel klirrenden Leerguts durch den Park ging, fiel mir eine Gymnastik-Gruppe auf. Fünf bebrillte Sandalenträger beiderlei Geschlechts, die im Gegensatz zu mir keinerlei Lärm verursachten. Sie standen sich mit geschlossenen Augen im Kreis gegenüber und atmeten tief durch. Nach einer Weile beugten sie sich vornüber und versuchten, ihre Kniekehlen mit verschränkten Armen zu umfassen. Das war lustig.
Ich schüttelte den Kopf und ging weiter. So sieht das also aus, wenn man die falschen Bücher liest und über zu viel Zeit verfügt. Nennen wir es die Verstudienratisierung fernöstlicher Techniken.
Waldorff, 13:02h

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Dienstag, 9. Mai 2006
Schimanski
Götz George. Deutscher Schauspieler.
Bekannt und berüchtigt aus dem Tatort.
Nach Ziwiec, Krušovice, Slibowitz und Szegediner Gulasch- mithin einem leckeren polnisch-tschechisch-ungarischen Abend waren mein Freund A. und ich auf einmal uneins über das Alter des deutschen Schauspielers Götz G.
A. mochte partout nicht glauben, dass Götz George schon über 65 Jahre alt ist. Doch er ist es.
Geboren am 23. Juli 1938 in Berlin, laut Wikipedia.
Waldorff, 15:18h

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Gerade vergangen:
Wo?
Wo hört (oder gar sieht) man davon? In welchem Kontext?...
MaxMeier - 3. Jul, 17:20
Ein Be(tr/s)offener
Da gabs doch mal was mit der eigenen Nase...
MaxMeier - 3. Jul, 17:12
Ausziehmädchen
Man hört in letzter Zeit so viel von diesen ominösen...
by Waldorff (24. Apr, 17:19)
Gell? Vielleicht sollte...
Gell? Vielleicht sollte ich mal ein Drehbuch verfassen...
Waldorff - 16. Apr, 15:39
Das nenn ich Schlagfertigkeit...
Das nenn ich Schlagfertigkeit ;-)
novesia - 16. Apr, 15:16

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